Die deutsche Exportwirtschaft kommt unter Druck. Dennoch gibt es nach neuestem Stand aktuell 1.469 Weltmarktführer aus Deutschland. Ermittelt und gelistet werden sie im Lexikon der deutschen Weltmarktführer auf DDW. Die neue Version ist erschienen.

Dass Deutschland damit nach wie vor Weltmeister unter den Weltmarktführern ist, ist angesichts der generell sinkenden Marktdominanz der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich in den letzten Jahren bemerkenswert – und ein Zeichen für die besondere mittelständische Struktur in Deutschland. Denn laut einer vom Auswärtigen Amt geförderten IW-Studie aus März diesen Jahres ist die deutsche Wirtschaft generell in 5.300 untersuchten Warengruppen im Jahr 2023 zwar in rund 180 Gruppen exportdominant (mit einem Exportanteil von über 30 Prozent). Doch 13 Jahre zuvor, 2010, galt das noch für etwa 240 Warengruppen.

Auslandsgeschäfte: „Big ist beautiful“, aber Mittelstand zieht sich zurück

Vor allem China hat in diesem Zeitraum einen enormen Zuwachs erlebt und ist in 1.535 Warengruppen weltweit exportdominant (2010: 859). Vor Deutschland auf Rang 2 liegen die USA mit einer Exportdominanz in 347 Warengruppen.

Nicht nur der wachsende Wettbewerb – namentlich aus China – setzt die exportorientierten deutschen Unternehmen unter Druck. Die Unternehmen sehen sich einer Doppelbelastung aus heimischen Standortnachteilen und Verwerfungen des Welthandels – Stichworte Ukraine-Sanktionen, US-Zollpolitik – ausgesetzt. Mit fatalen Folgen, insbesondere für den Mittelstand: Laut einer Studie der KfW Research aus Juni dieses Jahres sanken die Auslandsumsätze des Mittelstands im Jahr 2023 drastisch um 6,5 Prozent. Viele Mittelständler zögen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück.

Die Datenbank als Excelliste
Das aktuelle Gesamtranking mit den deutschen Weltmarktführern ist hier im DDW-Leserservice als Liste im Excel-Format erhältlich. Es enthält ausführliche Profile zu jedem Unternehmen.

Standortverlagerungen sichern Auslandsaktivitäten

Anders sieht bei den großen Unternehmen aus, die zuletzt ihre Auslandsinvestitionen deutlich gesteigert haben und Produktion in die Zielmärkte verlagern. Bei „politisch induzierter Volatilität“ gelte die Devise „Big ist beautiful“, zitiert die Wirtschaftswoche jüngst den Handelsökonom Gabriel Felbermayr vom Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Denn, so Felbermayr gegenüber dem Magazin: „Die unübersichtliche neue Art der Globalisierung ist für Großunternehmen besser zu managen als für kleine Mittelständler“.

Auch für Hermann Simon, “Hidden Champions-Papst” und Autor vieler Standardwerke zu Weltmarktführern, sind solche Investitions- und Standortverlagerungen dringend notwendig für den Erfolg der deutschen Unternehmen. “Globalisierung ist ein sehr effektiver Risikodiversifikator”, so Simon im Interview mit DDW-Herausgeber Michael Oelmann auf DDW. Unternehmen müssten zudem für alle Aktivitäten die Standorte mit den jeweils besten Rahmenbedingungen finden – wie beispielsweise in Sachen KI in China.

Das Lexikon der deutschen Weltmarktführer ist das Standardwerk in der Erfassung dieser Unternehmen. Deutsche Unternehmen werden dazu mittels eines aufwendigen, wissenschaftlich fundierten Prüfverfahrens unter der Leitung von Professor Dr. Bernd Venohr als Weltmarktführer ermittelt. Die Prüfung und Nennung als Weltmarktführer ist unabhängig und für die Unternehmen vollständig kostenfrei. Bernd Venohr beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Weltmarktführern, u.a. als gerichtlicher Gutachter. Er gründete das Lexikon 2015 als Buchprojekt mit Florian Langenscheidt. Seit 2019 wird es auf DDW weitergeführt. Hier kann man die Aufnahme in das Lexikon der deutschen Weltmarktführer formlos beantragen >

Von Schiffsmotoren bis zu Kondom-Prüfmaschinen

Was bedeutet das für die deutschen Weltmeister unter den Exportunternehmen? Jetzt liegen die aktuellen Zahlen und Analysen aus dem Lexikon der deutschen Weltmarktführer vor, das die DDW-Research unter wissenschaftlicher Unterstützung von Professor Dr. Bernd Venohr laufend ermittelt. 1.469 Weltmarktführer aus Deutschland zählt die neue Version – das sind acht weniger als Vorjahreszeitraum. Drei Unternehmen konnten zudem in diesem Zeitraum neu als Weltmarktführer positiv geprüft werden.

Dabei erstreckt sich das Spektrum der Weltmarktführer von 228 Umsatzmilliardären bis zu Unternehmen mit einigen Millionen Euro Jahresumsatz (die Top-100 nach Umsatz findet sich in der Tabelle unter diesem Beitrag). Auch die Produktgruppen, in denen die Unternehmen Weltmarktführer sind, sind gemischt: von bedeutenden Technologien wie Hochleistungskunststoffen oder Schiffsmotoren bis zu Nischenmärkten wie Sprungschanzen-Equipment oder Kondom-Prüfmaschinen.

Im Schnitt verfügen die Unternehmen einen Auslandsanteil am Umsatz von 66 Prozent. Weltweit schaffen sie über 8,8 Millionen Arbeitsplätze und erwirtschaften einen Umsatz von über 2,9 Billionen Euro.

15 Prozent der deutschen Weltmarktführer sind in Auslandsbesitz

Nach Stand der neuesten Version des Lexikons der deutschen Weltmarktführer sind 225 von ihnen, also rd. 15 Prozent, in ausländischen Besitz oder Töchter ausländischer Konzerne. Führend sind hier US-amerikanische Eigner, vor Besitzern aus der Schweiz und – aufgrund der häufig dort ansässigen Investorenunternehmen – aus dem Vereinigtes Königreich:

  1. US-Amerikaner: 59 deutsche Weltmarktführer
  2. Schweizer: 33
  3. Engländer: 18
  4. Chinesen: 17
  5. Schweden: 15
  6. Österreicher, Japaner: jeweils 13
  7. Franzosen: 10

Deutschlands Stärke: Die Industrie

Analysiert man die Segmente und Branchen der 1.469 Unternehmen im aktuellen Lexikon der deutschen Weltmarktführer, lässt die klare Dominanz der Unternehmen der Industrie feststellen: sie stellen mit 93 Prozent den Hauptanteil.

Dienstleister kommen nur auf 5 und die Handelsunternehmen sogar nur auf 2 Prozent. Dies ist ein deutlich anderes Bild, als es sich beispielsweise bei den DDW-Rankings der 1.000 größten Familienunternehmen (64/17/19 Prozent) oder der 10.000 wichtigsten Mittelständler (49/34/17 Prozent) ergibt. Technik Made in Germany ist die Kernstärke der deutschen Wirtschaft auf den Weltmärkten, das zeigt auch die Rangliste der Branchen der Weltmarktführer:

  1. Maschinenbau: 308 Weltmarktführer
  2. Automobilindustrie und -zulieferer: 95
  3. Elektrotechnik: 88
  4. Mess- und Regeltechnik: 72
  5. Komponenten: 66

Neu bei DDW: Die Liste der Hidden Champions
Anders als dezidierte Weltmarktführer sind die “heimlichen Marktführer” gefasst. Den Begriff Hidden Champions prägte Professor Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Simon in den 90er Jahren. Marktführerschaft kann sich bei diesen Unternehmen auch auf Teilregionen beziehen, zudem gelten als Hidden Champions nur Familienunternehmen und Mittelstand sowie Unternehmen mit Umsätzen von 50 Millionen bis 3 Milliarden Euro. Insofern gibt es Unternehmen, die Weltmarktführer sind, aber nicht “hidden”, und andersherum. Die DDW-Research hat mit ihrem jüngsten Rankingprojekt diese Hidden Champions ermittelt. Rund ein Drittel von ihnen sind auch Weltmarktführer. Beide Datenbanken können auch als zusammengeführte Liste bestellt werden (hier)

Unternehmenstypen und Inhaberstrukturen

Eine besondere Stärke, in Nischen und spezifischen Produktgruppen global führend zu werden, entwickeln Familienunternehmen: Über die Hälfte der Weltmarktführer sind in Familienunternehmerbesitz oder deren Tochterunternehmen.

Nach den Familienunternehmen sind 246 der 1.468 gelisteten Unternehmen Konzerne oder Konzern-Töchter. 135 Unternehmen wiederum gehören Beteiligungsgesellschaften oder Investoren.

23 Unternehmen sind auch Patent-Weltmeister

Auch traditionsreiche deutsche Weltmarktführer stehen in einem wachsend dynamischen internationalen Wettbewerb. Dies zeigt die Liste der globalen 300 Unternehmen mit den größten Patentportfolios, die DDW zusammen mit dem renommierten Patentanalysten PatentSight ermittelt hat.

Deutsche Unternehmen sind in diesen Top-300 nur 23 mal vertreten – das macht einen Anteil von 7,7 Prozent. Fast alle dieser deutschen Unternehmen sind auch Weltmarktführer. Die führende Position nimmt hierbei Bosch auf Rang 8 ein. Die VW Group findet sich auf Rang 17 und Siemens auf Rang 39.

Regionale Verteilung der deutschen Weltmarktführer

Die von DDW ermittelten 1.469 wichtigsten deutschen Weltmarktführer finden sich in 818 Städten. Diese Zahl untermauert eine weitere spezifische Besonderheit der deutschen Unternehmen: ihre breite geographische Verteilung. Historisch rührt sie von der geschichtlichen kleinstaatlichen Struktur des späteren Deutschlands her. Und hat damit wohl auch die Grundlage für die interkultureller Kompetenz geschaffen, die deutschen Geschäftsleuten bis heute nachgesagt wird.

Top-10 der Städte:

  • Platz 1: München mit 32 Weltmarktführern
  •               Hamburg mit 32 Weltmarktführern
  • Platz 2: Berlin mit 27
  • Platz 3: Köln mit 20
  • Platz 4: Wuppertal mit 14
  • Platz 5: Düsseldorf mit 11
  •                Essen mit 11
  •                Wertheim mit 11
  • Platz 6: Dortmund mit 10
  •                Nürnberg mit 10

Ranking der Bundesländer mit den meisten Hidden Champions:

Im Bundesländer-Vergleich zeigt sich in bemerkenswerter Weise die Stärke des Kernlandes deutschen Erfindergeistes, Baden-Württemberg. Es vereint, trotz seiner relativen Kleinheit, die meisten Weltmarktführer aller Bundesländer auf sich:

  1. Baden-Württemberg: 384 Weltmarktführer
  2. Nordrhein-Westfalen: 375
  3. Bayern: 294
  4. Hessen: 114
  5. Niedersachsen: 78

Mehr zum Thema:

Die Top-100 der deutschen Weltmarktführer

Dieses Ranking ist am 29.08.2025 aktualisiert worden.

wdt_ID wdt_created_by wdt_created_at wdt_last_edited_by wdt_last_edited_at Rang DWR-Ranking-Index Unternehmen Ort Weltmarktführer mit… Umsatz in Mio. Euro
1 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 1 105.429 Volkswagen AG Wolfsburg KFZ (inkl. Porsche und Audi) 324.700
2 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 2 58.204 Allianz Deutschland AG München U.a. Schaden-, Unfallversicherungen; Kreditversicherungen 179.800
3 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 3 53.747 Schwarz Gruppe Neckarsulm Hard Discounting 167.200
4 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 4 46.321 BMW GROUP München Premium KFZ 142.400
5 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 5 45.565 Mercedes-Benz AG Stuttgart Premium PKW 145.600
6 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 6 29.736 Robert Bosch GmbH Gerlingen U.a. weltgrösster KFZ-Zulieferer (ABS, Einspritztechnik, Bremssysteme); Elektrowerkzeuge; Haushaltsgeräte (BSH); Antriebs- und Steuerungstechnologien (Bosch Rexroth) 90.500
7 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 7 26.774 Deutsche Post AG Bonn Weltweit führender Logistikkonzern (u.a. Kontraktlogistik) 84.200
8 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 8 26.678 ALDI SÜD Dienstleistungs-SE & Co. oHG Mülheim an der Ruhr Hard Discounting 83.000
9 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 9 24.089 Siemens AG München Industrieautomatisierung; Medizintechnik (Imaging, Diagnostik) 75.900
10 Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM Redaktionsteam 29.07.25 12:25 PM 10 20.632 BASF-Gruppe Ludwigshafen am Rhein Weltgrößter Chemiekonzern; u.a. Chemikalien, Kunststoffe, Autolacke 65.260

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